Komet rast auf die Erde zu — mit bloßem Auge sichtbar oder verloren?
In ein paar Wochen werden Sie einen hellen Kometen am Himmel sehen! Oder etwa nicht? Hier ist die Wahrheit über den heftig diskutierten Kometen C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS). Derzeit ist der Komet zu nah an der Sonne, um von den meisten Standorten aus sichtbar zu sein. Sie können seine Position jedoch mit der Anwendung Sky Tonight verfolgen. Laden Sie die App herunter und finden Sie heraus, wo sich der Komet am Himmel befindet!
Inhalt
- Wann kommt der nächste Komet?
- Zerfällt der Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS)?
- Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) Sichtbarkeit — gestern und morgen
- Nächster Komet sichtbar: Fazit
Wann kommt der nächste Komet?
Wenn er überlebt, wird der nächste von der Erde aus sichtbare Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) sein. Am 12. Oktober kommt er der Erde näher als Venus (0,48 AE). Kurz vorher wird er mit bloßem Auge sichtbar sein und wahrscheinlich einen langen, schönen Schweif haben.
Beobachter auf der Nordhalbkugel haben sogar noch mehr Grund zur Aufregung! Dieser Komet wird von nördlichen Breitengraden aus deutlich sichtbar sein. Das letzte Mal, dass ein Komet in dieser Region für so viel Aufregung sorgte, war Hale-Bopp im Jahr 1997.
Aber warum ist sein Überleben fraglich? Am 27. September erreicht der Komet C/2023 A3 sein Perihel, den sonnennächsten Punkt seiner Bahn. In einer Entfernung von 0,39 AE könnte C/2023 A3 der Hitze der Sonne nicht standhalten und zerfallen wie der Komet ISON 2013.
Die Besorgnis wurde noch verstärkt, als im Juli 2024 Nachrichten auftauchten, dass C/2023 A3 „zum Scheitern verurteilt“ sein könnte. Hier ist, was Astronomen über die Aussichten des Kometen sagen.
Zerfällt der Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS)?
Anfang Juli erreichte die Astronomie-Fans eine enttäuschende Nachricht. Zdenek Sekanina, ein tschechisch-amerikanischer Astronom und Kometenexperte am Jet Propulsion Laboratory der NASA, veröffentlichte einen Artikel, in dem er erklärte, dass das Ende des Kometen Tsuchinshan-ATLAS unvermeidlich sei*.
Aber ist das wirklich so? Als Antwort auf Sekaninas Artikel boten andere Astronomen ihre Perspektiven an. Sie wiesen darauf hin, dass Sekanina den Phasenwinkel des Kometen – den Winkel zwischen dem auf den Kometen einfallenden Licht und dem vom Kometen zu einem Beobachter auf der Erde reflektierten Licht – nicht berücksichtigt hatte.
Dieser Phasenwinkel hat einen großen Einfluss auf die Helligkeit des Kometen. Steht der Komet in Opposition zur Sonne (180° zur Sonne, mit der Erde auf einer Linie), wird der Phasenwinkel sehr klein und die Reflexivität der Kometenoberfläche nimmt stark zu.
Mitte April 2024 befand sich der Komet in Opposition zur Sonne, wodurch seine Helligkeit stark anstieg. Außerdem wurde der Schweif des Kometen durch den Sonnenwind hinter den „Kopf” des Kometen projiziert, was seine Helligkeit weiter erhöhte.
Dann begann der Phasenwinkel zu steigen, was die Reflexivität der Kometenoberfläche deutlich verringerte. Zudem wurde der Schweif nicht mehr auf den Kometenkopf projiziert und trug somit nicht mehr zur Helligkeit des Kometen bei.
Wenn man diese Faktoren außer Acht lässt, könnte man zu dem Schluss kommen, dass der starke Helligkeitsabfall des Kometen auf einen Kernzerfall zurückzuführen ist. Dies ist jedoch nicht der Fall. Aktuelle Bilder, die drei Wochen nach Sekaninas Veröffentlichung aufgenommen wurden, zeigen keine Anzeichen für einen Zerfall des Kometen. Im Gegenteil, der Komet zeigt in 1,5 AE Entfernung von der Sonne große, gut entwickelte Staub- und Gasschweife sowie eine große, grün fluoreszierende Koma. Aktuelle Schätzungen der Helligkeit des Kometen liegen bei 9,0 Magnituden und damit etwas höher als vorhergesagt, was darauf hindeutet, dass der Komet heller sein könnte als vorhergesagt.
Um die Wahrscheinlichkeit eines sonnennahen Kometenzerfalls zu bestimmen, verwenden wir die Bortle Überlebensgrenze. Die absolute Helligkeit des Kometen (H) muss heller (d.h. die Zahl muss kleiner sein) als 7 + 6 * q sein, wobei q der Mindestabstand des Kometen von der Sonne ist. Wenn H < 7 + 6 * q, ist es wahrscheinlich, dass der Komet das Perihel überlebt.
Der Kerndurchmesser von C/2023 A3 wird auf etwa 1 bis 2 km geschätzt (d.h. H = 4,5), und die minimale Sonnenentfernung beträgt 0,4 AE. Wir erhalten also 4,5 < 7 + 6*0,4 = 9,4
Wie man sieht, ist die Bedingung eindeutig erfüllt, was darauf hinweist, dass C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) nicht zerfallen sollte.
Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) Sichtbarkeit — gestern und morgen
In der Datenbank der Comet Observing Site (COBS) wurde die letzte visuelle Helligkeitsschätzung von C/2023 A3 am 12. September 2024 vorgenommen — sie lag bei etwa 5,5 Magnituden. Der Abstand des Kometen zur Sonne betrug nur 14°, was sehr sonnennah ist. Zum Vergleich: Der relativ optimale Abstand (Elongation) beträgt 25°, den der Komet am 15. Oktober erreichen wird, wenn er am Abendhimmel sichtbar sein wird. Objekte, die näher an der Sonne sind, müssen sehr hell sein, um leicht mit bloßem Auge gesehen werden zu können.
Dies ist übrigens die erste visuelle Beobachtung von C/2023 A3 seit einem Monat — die letzte war am 12. August (8,2 mag), als der Komet zuletzt 25° von der Sonne entfernt war. Offenbar sind die Beobachter von C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) so begeistert, dass sie bereit sind, auch unter schwierigen Bedingungen nach dem Kometen zu suchen.
Es wird sich zeigen, wo die Anstrengungen der Beobachtenden hinführen. Diejenigen, die auf der Südhalbkugel leben, werden bessere Chancen haben, den Kometen zu sehen, da C/2023 A3 dort weiter von der Sonne entfernt ist. Ende September wird die Elongation des Kometen (Tsuchinshan-ATLAS) 23° betragen und der Komet wird um etwa 2 Größenklassen heller sein als Anfang August. Von der Südhalbkugel aus gesehen steigt C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) am Morgen über den Horizont.
Auch Weltraumobservatorien helfen bei der Beobachtung sonnennaher Objekte. STEREO-A (Solar Terrestrial Relations Observatory) der NASA ist eines davon. Es umkreist die Erde leicht vor ihr und verfügt über den Heliospheric Imager, der einen Teil des Himmels zwischen 7° und 42° östlich der Sonne erfassen kann. Im August befand sich der Komet C/2023 A3 im Blickfeld der Kamera, sodass die Astronomen seinen Zustand kontinuierlich überwachen konnten. Der Komet zeigte keine Anzeichen von Zerfall und schien stabil zu sein.
Die Bilder von STEREO-A haben eine geringe Auflösung, sodass genaue Schätzungen schwierig sind. Eine grobe Abschätzung der Helligkeit des Kometen am 18. August ergab eine Helligkeit von etwa 6,0 mag, ±1 mag. Wenn der Komet weiterhin so schnell heller wird, könnte er in der zweiten Hälfte des Monats Oktober mindestens die 1. Größenklasse erreichen. Damit wäre er der hellste Komet, der in den letzten 27 Jahren auf der Nordhalbkugel zu sehen war, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert.
Außerdem wird der Komet irgendwann im September und zwischen dem 7. und 11. Oktober im Blickfeld des Sonnenobservatoriums SOHO zu sehen sein. Dabei können die Astronomen auch die Helligkeit und den Zustand des Kometen überprüfen.
Die Beobachtung beginnt Anfang Oktober. Es wird erwartet, dass der Komet seine größte Helligkeit zwischen dem 9. und 12. Oktober erreicht, obwohl er an unserem Himmel noch recht sonnennah sein wird. Der Komet wird ein Abendobjekt sein, suchen Sie sich also einen geeigneten Platz, sobald die Sonne untergegangen ist, und beginnen Sie mit der Suche nach dem Kometen. Wie und wann man nach dem Kometen C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) Ausschau halten sollte, erklären wir ausführlich im entsprechenden Artikel.
Nächster Komet sichtbar: Fazit
Allen Befürchtungen zum Trotz scheint es dem Kometen C/2023 A3 gutzugehen — er zeigt keine Anzeichen von Zerfall und wird auf seiner Reise durch das Sonnensystem immer heller. Der Komet ist derzeit von der Sonne überstrahlt, was die Beobachtung erschwert. Seine Position am Himmel lässt sich am einfachsten mit einer Astronomie-App verfolgen. Bleiben Sie dran für die neuesten Nachrichten und Vorhersagen zum Kometen Tsuchinshan-ATLAS in unserem regelmäßig aktualisierten Artikel. Warten wir geduldig auf den Oktober und hoffen wir, dass wir dieses astronomische Juwel sehen können!
