Indirektes Sehen: So erkennen Sie lichtschwache Himmelsobjekte
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Sie schwache Sterne besser sehen können, wenn Sie sie nicht direkt anschauen? Der Grund dafür ist das indirekte Sehen. Wie funktioniert es und wie wird es „im Feld“ eingesetzt? Machen wir es klar!
Inhalt
- Was ist indirektes Sehen?
- Wie funktioniert indirektes Sehen?
- Warum ist indirektes Sehen wichtig?
- Wie man indirektes Sehen verwendet
- Wie kann man lichtschwache Objekte noch besser beobachten?
- Interessante Fakten
- Skala des indirekten Sehens
Was ist indirektes Sehen?
Indirektes Sehen ist ist eine Technik, um schwache Objekte zu sehen, indem man nicht direkt, sondern leicht von einem Objekt wegschaut. Es wird oft von Astronomen verwendet, um viel mehr am Nachthimmel zu sehen. Diese Technik eignet sich für Beobachtungen mit bloßem Auge, durch ein Fernglas oder ein Teleskop.
Indirektes Sehen basiert auf dem peripheren Sehen, das es ermöglicht, Dinge außerhalb Ihrer direkten Sichtlinie zu sehen.
Wie funktioniert indirektes Sehen?
Aufgrund der menschlichen Augenstruktur ist indirektes Sehen möglich. Unsere Netzhaut enthält zwei Arten von Sinneszellen – Stäbchen und Zapfen. Die Stäbchen erkennen schwaches Licht in Schwarzweiß, während die Zapfen helles Licht und volle Farben erkennen.
Der zentrale Teil der Netzhaut besteht hauptsächlich aus Zapfen, der Rest besteht aus Stäbchen. Deshalb liefern unsere Augen Objekte in der Mitte des Sichtfeldes gestochen scharf und detailreich ab, aber sobald man aus den Augenwinkeln schaut, verschwimmt das Bild eines Objekts.
Eine solche Struktur führt nachts zu einer Abnahme der visuelle Wahrnehmung beim zentralen Sehen. Um also nachts ein schwaches Objekt zu sehen, lassen Sie das Licht auf den äußeren Teil der Netzhaut fallen, der mit den lichtempfindlichen Stäbchen gefüllt ist. Mit anderen Worten, schauen Sie leicht von einem Objekt weg. Leider erkennen Stäbchen (im Gegensatz zu den Zapfen) verschiedene Farben nicht, sodass schwache Objekte, die indirekt beobachtet werden, grauweiß erscheinen.
Warum ist indirektes Sehen wichtig?
Indirektes Sehen ist die beste Möglichkeit, lichtschwache Objekte in der Dunkelheit zu sehen. Mit dieser Technik können Sie Himmelsobjekte sehen, die für das direkte Sehen unsichtbar sind.
Stellen Sie sich vor: Die mit Stäbchen gefüllte Augenpartie ist etwa vier astronomische Größenordnungen (oder 40-mal) empfindlicher als die aus Zapfen bestehende Augenmitte. Das bedeutet, dass wenn Sie einen Stern mit der visuellen Helligkeit 2 mag im Sehzentrum sehen können, werden Sie indirekt einen Stern mit der visuellen Helligkeit 6 mag außerhalb des Zentrums sehen!
Wie man indirektes Sehen verwendet
Sie können indirektes Sehen mit oder ohne Optik verwenden. Die Methode ist im Allgemeinen dieselbe:
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Wählen Sie ein Objekt aus, das Sie sehen möchten. Wenn Sie ein Teleskop verwenden, wählen Sie ein Objekt mit der visuellen Helligkeit etwa 8 mag – zum Beispiel die Zigarrengalaxie. Für das bloße Auge wählen Sie etwas Helleres aus, wie den offenen Sternhaufen M41.
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Finden Sie das Objekt am Himmel. Eine Sternenhimmel-App hilft Ihnen dabei – Sie können die Sky Tonight-App, die kostenlos Hunderte von Galaxien und Sternhaufen zeigt, verwenden.
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Sobald Sie das Objekt gefunden haben, platzieren Sie es etwa 8° bis 16° von der Augenmitte entfernt (der genaue Winkel ist für jede Person unterschiedlich).
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Halten Sie das Objekt in Ihrem Sichtfeld näher an Ihrer Nase als an der Seite Ihres Gesichts. Auf diese Weise lassen Sie das Objekt nicht auf den blinden Fleck an der Seite des Auges fallen.
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Wenn Sie ein Fernglas verwenden, richten Sie Ihren Blick über das Objekt, anstatt zur Seite zu schauen. Der seitliche Sehen macht ein Auge empfindlicher nur auf Kosten des anderen.
Geben Sie nicht auf, wenn es nicht sofort funktioniert. Der absichtliche Einsatz von indirektem Sehen ist viel komplizierter, als es aussieht.
Wie kann man lichtschwache Objekte noch besser beobachten?
Hier sind einige zusätzliche Tipps, die Ihnen helfen, dunkle Objekte besser zu sehen:
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Geben Sie Ihren Augen etwa 30 Minuten Zeit, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Schauen Sie nicht auf etwas Helles und verwenden Sie Ihr Handy nicht, wenn es über keinen Nachtmodus verfügt. Übrigens hilft auch die Minimierung der Sonneneinstrahlung während des Tages – verwenden Sie eine Sonnenbrille, um Ihre Augen zu schützen.
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Verwenden Sie eine rote Taschenlampe – sie ruiniert nicht Ihre Nachtsicht.
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Suchen Sie nach schwachen Objekten im oder in der Nähe des Zenits (direkt über Ihnen). Es muss weniger Atmosphäre durchgesehen werden und daher weniger Staub, den das Licht durchdringen muss, um das Okular zu erreichen.
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Wenn Sie ein Teleskop verwenden, versuchen Sie, es leicht hin und her zu bewegen, um das Objekt im Sichtfeld zu verschieben. Die Augen reagieren empfindlicher auf sich bewegende Objekte als auf statische.
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Warten Sie auf Nächte mit guter Himmelstransparenz; Dunst und Feuchtigkeit in der Luft können die Details von Objekten blockieren. Stellen Sie außerdem sicher, dass keine Wolken oder der helle Mond am Himmel stehen. Sie können den Sternbeobachtungs-Index in Sky Tonight überprüfen – je höher er ist, desto besser sind die Sichtbedingungen.
Interessante Fakten
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Die Technik des indirekten Sehens ist seit der Antike bekannt; Aristoteles benutzte es bei der Beobachtung des Nachthimmels. Heutzutage wird das indirekte Sehen abgesehen von der Astronomie in der militärischen Ausbildung verwendet.
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Das indirekte Sehen ist auch von Seeleuten verwendet, zu deren Aufgaben es gehört, Ausguck zu stehen. Es hilft ihnen, nachts schwache Lichter von anderen Schiffen oder Küstenstandorten zu erkennen.
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Indirektes Sehen funktioniert bei jedem Menschen anders, da es große Unterschiede in der Zusammensetzung unserer Augen gibt. Tatsächlich ist unsere Netzhaut sogar noch markanter als unsere Fingerabdrücke.
Skala des indirekten Sehens
Ron Morales vom Kitt-Peak-Nationalobservatorium hat eine Skala des indirekten Sehens entwickelt, um eine gewisse Unterscheidung in der Sichtbarkeit von Deep-Sky-Objekten zu ermöglichen. Diese Skala ist wahrscheinlich für fortgeschrittene Beobachter gedacht, aber wir belassen es hier, um unseren Leitfaden zum indirekten Sehen zu vervollständigen.
AV1
Ein Objekt kann indirekt gesehen werden, aber wenn es einmal gefunden wurde, kann das Objekt gelegentlich mit direktem Sehen gesehen werden.
AV2
Ein Objekt kann nur indirekt gesehen werden, wird aber festgehalten. Hier macht der Blickwinkel das Objekt erfassbar.
AV3
Ein Objekt kann nur gelegentlich indirekt gesehen werden, da es mit den Sehbedingungen „kommt und geht“. In diesem Fall wird das Objekt zu mehr als 50% der Zeit gesehen.
AV4
Ein Objekt kann nur gelegentlich indirekt gesehen werden, da es mit den Sehbedingungen „kommt und geht“. In diesem Fall wird das Objekt weniger als 50 % der Zeit gesehen.
AV5
Ein Objekt kann nur indirekt gesehen werden, nachdem das Feld einige Minuten oder länger ununterbrochen betrachtet wurde. Diese Ebene des indirekten Sehens tritt normalerweise auf, wenn man ein Feld über einen längeren Zeitraum genau beobachtet. Dies kann innerhalb der ersten 3 bis 5 Minuten nach Beobachtung des Feldes auftreten.
Zum Abschluss: Indirektes Sehen ist eine wesentliche Technik für Sterngucker, insbesondere für diejenigen, die gerne lichtschwache Objekte wie Galaxien, Sternhaufen und Nebel beobachten. Es zeigt Objekte etwa 40-mal schwächer als die direkte Sicht! Schauen Sie dazu leicht zur Seite des Objekts, das Sie sehen möchten.
Wir wünschen Ihnen einen klaren Himmel und fröhliche Beobachtungen!